Übersetzung und Anpassung
Das Original auf Italienisch wurde von meinem Kollegen Carsten Mohr ins Deutsche übertragen.
Professioneller Übersetzer und Konferenzdolmetscher spezialisiert auf die Fachgebiete Technik, Recht, Wirtschaft und Umwelt.
Das Original auf Italienisch wurde von meinem Kollegen Carsten Mohr ins Deutsche übertragen.
Professioneller Übersetzer und Konferenzdolmetscher spezialisiert auf die Fachgebiete Technik, Recht, Wirtschaft und Umwelt.
Teste fiorite
Se invece dei capelli sulla testa
ci spuntassero i fiori, sai che festa?
Si potrebbe capire a prima vista
chi ha il cuore buono, chi la mente trista.
Il tale ha in fronte un bel ciuffo di rose:
non può certo pensare a brutte cose.
Quest’altro, poveraccio, è d’umor nero:
gli crescono le viole del pensiero.
E quello con le ortiche spettinate?
Deve avere le idee disordinate,
e invano ogni mattina
spreca un vasetto o due di brillantina.
Kopfblumen
Hätten wir Köpfe mit Blumen statt Haaren,
Könnten wir viel über Menschen erfahren,
Könnten erkennen im Heißkoppheister
Fröhliche Herzen und traurige Geister.
Jener mit Rosen vor seiner Stirne
hat sicher hübsche Gedanken im Hirne,
Aber der andre mit Veilchen davor
Hat, wie man sieht, einen schwarzen Humor.
Und jener dritte mit Disteln als Schopf
Hat sicher nichts als nur Wirrwarr im Kopf,
Und ganz vergeblich verschwendet der Mann
Morgens zwei Töpfe Pomade daran.
Es gibt 2020 mindestens 100 Gründe zum Feiern, denn in diesem Jahr hätte der italienische Kinderbuchautor Gianni Rodari seinen 100. Geburtstag begangen.
Gianni Rodari war ein großartiger Schriftsteller, ein Idealist, ein Meister der überraschenden Wendung und sein „orecchio acerbo“ (unreifes, sprich unerwachsenes Ohr) hatte er stets ganz nah an den
Kindern. Vor allem jedoch war er ein Lehrer, sowohl für all jene, die ihn in der Schule erleben durften, als auch für die Generationen, die bis heute seine Texte und seine Lehrsätze förmlich
aufsaugen. Großer Beliebtheit erfreut er sich nahezu überall auf der Welt und er hat wertvolle Werke als Erbe hinterlassen, die es in diesem Jahr der Einschränkungen und der Unsicherheit umso mehr zu
feiern gilt.
Das Rodari-Jahr wurde am 23. Oktober 2019 eröffnet und die Veranstaltungen und Feierlichkeiten erstrecken sich über ein ganzes Kalenderjahr. Die italienischen Verleger von Rodari – Edizioni EL, Einaudi Editori und EMME Edizioni – haben aus diesem Anlass eine eigene Website eingerichtet (www.100giannirodari.com), auf der neben allen offiziellen Veranstaltungen auch Spiele, Tonaufnahmen, Informationen und frühere Interviews mit dem Lehrer zu finden sind.
Die italienische Kinderliteraturzeitschrift Andersen hat ihm die komplette Ausgabe vom September 2019 gewidmet und sie wird in den nachfolgenden 12 Monaten vertiefende Artikel über sein Wirken und Schaffen veröffentlichen.
Auch die Messe Bologna Children’s Book Fair, die dieses Jahr ausschließlich als Online-Event stattfand, hat den Rodari-Feierlichkeiten großen Raum gegeben und zudem als Tribut zur 100-Jahr-Feier eine digitale Ausstellung organisiert. Die Ausstellung zeigt von Rodaris Geschichten inspirierte Illustrationen, die berühmte Zeichner im Laufe der Jahre erstellt haben: Bruno Munari, Emanuele Luzzati, Beatrice Alemagna und Alessandro Sanna, um nur einige dieser großen Namen zu nennen.
Dieses Jahr geht Rodari zudem um die Welt mit einer Wanderausstellung und vielerlei Veranstaltungen auch außerhalb Italiens, unter anderem in den Italienischen Kultur-instituten in vielerlei Städten– von San Francisco bis Amsterdam und von Hamburg bis Rio de Janeiro.
Im Laufe der Jahre sind zu Ehren von Gianni Rodari unzählige Initiativen aus der Taufe gehoben worden. Nachstehend eine kleine Auswahl der bekanntesten Einrichtungen, die zum Teil auch einen Online-Besuch ermöglichen.
Omegna, Rodaris Geburtsort, hat seinem berühmten Bürger einen ganzen Park gewidmet, den Parco della fantasia.
Dabei handelt es sich um einen Lese- und Lernpark, der den Kindern Gianni Rodari und seine „Methode der Fantasie“ näherbringt. Der Park umfasst drei Bereiche: einen Spielbereich mit Lehrwerkstätten
und einer Spielothek, einen Naturbereich mit den Gärten der Torte im Himmel und einen Museumsbereich, in dem sich unter anderem das Lernmuseum befindet.
Berühmt ist nicht zuletzt das Kinderliteraturfestival Gianni Rodari, für das im Oktober eines jeden Jahres zahlreiche Veranstaltungen organisiert werden und dessen Höhepunkt die Verleihung des Literaturpreises ist.
Auf der Website des italienischen Radiosenders Rai Radio 3 kann man den Podcast „C‘era due volte il barone Lamberto“ (Es war zweimal der Baron Lamberto) anhören.
Rai Radio Kids bietet eine großartige Sammlung von Fabeln, Kinderreimen und Erzählungen – von den Favole al telefono (Gutenachtgeschichten am Telefon) bis hin zu Cipollino (Zwiebelchen).
Das einzige theoretische Werk von Gianni Rodari ist La grammatica della fantasia. Wie er selbst schreibt, stellt sie weder den Versuch dar, eine absolut regelgerechte Fantasiewelt zu
begründen […], noch eine vollständige Theorie der Vorstellungen und der Erfindungen“; es handelt sich um die Überarbeitung seiner Notizen für einen Kongress, an dem er 1972 in Reggio Emilia
teilgenommen hatte.
Die Grammatik ist eine reiche Quelle der Anregungen, Methoden und Beispiele dafür, wie man Geschichten mit Kindern erfinden kann. Für Erwachsene ist ein Alltagsgegenstand das
Ergebnis seiner Funktion, während Kinder in der Lage sind, ihn aus seinem Kontext herauszulösen und sich von ihrer Fantasie leiten zu lassen, sodass er als Brücke in imaginäre Welten dient. Manchmal
reicht wie im Falle von „staccapanni“ (Kleiderfaller, anstelle von attaccapanni, Kleiderständer) ein zusätzlicher Konsonant oder auch eine fantastische Wortpaarung wie im Falle von „palazzo di
gelato“ (Speiseeispalast, anstelle von palazzo di ghiaccio, Eispalast), um jenen Mechanismus auszulösen, der die Fantasie explodieren lässt.
Ich bin überzeugt, dass – gemäß dem Wunsch des Meisters – diese Fibel wirklich „all jenen einen Nutzen bietet, die daran glauben, dass die Fantasie in Schule und Erziehung ihren Platz hat, und die Vertrauen haben in die kindliche Kreativität, all jenen, die um den befreienden Wert des Wortes wissen. „‚Alle Verwendungen des Wortes für alle‘ scheint mir hier ein gut passendes Motto, das zudem wunderbar demokratisch klingt. Nicht, damit alle Künstler werden, sondern damit niemand ein Sklave sei.“
Im Ausland gehört Gianni Rodari zu den meistübersetzten italienischen Schriftstellern. Besonderer Beliebtheit erfreute er sich in der früheren Sowjetunion. Übersetzt wurde er in die slawischen Sprachen, aber auch in die Sprachen Asiens und Lateinamerikas als auch in viele europäische Sprachen. Im Jahr 2000 fand in seinem Geburtsort Omegna ein internationales Symposium zu seinem schriftstellerischen Erfolg in der Welt statt.
Erste Übersetzungen ins Deutsche der Werke von Rodari erschienen in den Fünfziger- und Sechzigerjahren, darunter Zwiebelchen (Le avventure di Cipollino) in einer Übersetzung von Pan Rova für den Kinderbuchverlag und Gutenachtgeschichten am Telefon (Favole al telefono), die Ruth Wright für den Thienemann-Verlag übersetzte. In den Siebzigerjahren veröffentlichte der Kinderbuchverlag Berlin Kopfblumen, eine Sammlung von Kinderreimen, die James Krüss ins Deutsche übertragen hatte. Die neueste Übersetzung der Gutenachtgeschichten am Telefon stammt von Ulrike Schimmig und ist im Fischer Verlag erschienen.
Die Werke von Gianni Rodari mit ihrer feinsinnigen Ironie, ihrer direkten und gleichzeitig an vielerlei Bedeutungen reichen Sprache, ihren Wortspielen und Reimen, ihren freien Überlegungen zur Sprache und zu Fehlern, die unerwartete Welten eröffnen, stellen jeden Übersetzer und jede Übersetzerin von Kinderbüchern vor große Herausforderungen, denn es bedarf einer gehörigen Portion Sachkenntnis und Fantasie als auch einer großen Sensibilität, um in der eigenen Sprache die dichten Verflechtungen aus Bedeutungen und Musikalität des Originals nachzuempfinden und letztendlich neu zu erschaffen.
La testa del chiodo
La palma della mano
I datteri non fa,
sulla pianta del piede
chi si arrampicherà?
Non porta scarpe il tavolo,
su quattro piedi sta:
il treno non scodinzola
ma la coda ce l’ha.
Anche il chiodo ha una testa,
però non ci ragiona:
la stessa cosa capita
a più d’una persona.
Nägel mit Köpfen
Wenn man dich auf die Palme bringt,
Kriegst du doch keine Datteln.
Wenn man dich einen Esel nennt,
Kann man dich doch nicht satteln.
Wenn auch der Tisch vier Beine hat,
So kann er doch nicht tänzeln.
Hat auch der D-Zug einen Schwanz,
so kann er doch nicht schwänzeln.
Hat auch der Nagel einen Kopf:
Es fehlt ihm der Verstand.
Doch solchen Kopf, so hörte ich,
Hat man hierzuland.
Como nel comò
Una volta un accento
per distrazione cascò
sulla città di Como
mutandola in comò.
Figuratevi i cittadini
comaschi, poveretti:
detto e fatto si trovarono
rinchiusi nei cassetti.
Per fortuna uno scolaro
rilesse il componimento
e liberò i prigionieri
cancellando l’accento.
Ora ai giardini pubblici
han dedicato un busto
„A colui che sa mettere
gli accenti al posto giusto“.
Der falsche Akzent
Einst ist ein Akzent aus Versehen
In die schöne Stadt Como gereist.
Der machte comò aus Como,
Was leider Kommode heißt.
Die armen Bürger von Como
Samt Häuser und Hunden und Dächern,
Die fanden sich plötzlich wieder
In lauter Kommodenschubfächern.
Zum Glück kam ein Schüler gegangen,
der hat in kürzester Zeit
Durchs Ausradieren des Akzents
Die arme Stadt befreit.
Im Park steht eine Büste.
Darauf ist eingeätzt:
Für den, der die Akzente
am rechten Platze setzt!
(Alle Kinderreimen dieses Beitrages sind von Gianni Rodari, Übersetzung von James Krüss)
April 2020 - Alle Rechte vorbehalten